Wolf – Devil Seed

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David Timsit

Label: Century Media
Spielzeit: 47:11

Es gibt so Bands, auf die stößt man immer wieder, obwohl man sie schon zig mal für schlecht befunden und das Thema für sich abgehakt hat. Mir ging es mit WOLF aus Schweden so. Der Sänger nervte mich latent immer ein wenig, die Produktion war nie so wirklich erste Liga und das Songwriting wusste manchmal nicht wohin es wollte. Die Erwartungen waren also eher gering, als ich mich entschied der Promo einen kurzen Durchlauf zu gewähren. Umso mehr überraschte es mich, dass der eigenwillige, aber spielfreudige Opener direkt ins Ohr ging und ich Lust auf mehr bekam. Der nächste Titel der Scheibe – „Skeleton Woman“ – stellt auch direkt das Highlight dar. Tolles Songwriting zwischen Metal Church, Trouble und Judas Priest mit starkem 90er Vibe. Einfach nur gut. Der Stampfer „Surgeons Of Lobotomy“, das mystische „The Dark Passenger“ oder der Rausschmeisser  „Killing Floor“ sind nicht minder begeisternde Charakter-Songs. Wer Bock auf kreativen, klassischen Metal ohne Schubladendenken hat, sollte „Devil Seed“ unbedingt mal antesten. WOLF ist hier das Kunststück gelungen ein Dutzend packende Songs auf den Silberling zu bannen, die zugänglich genug sind, um direkt mitzureissen, aber dennoch mit eigener Note und eigenem Kopf zu glänzen wissen.

8/10

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Unisonic – Light Of Dawn

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David Timsit

Label: earMUSIC
Spielzeit: 54:40

Das Unisonic-Debüt hätte in den Augen vieler Fans genauso gut eine EP werden können. Zu groß war der Bruch zwischen den Metal-Hits der Scheibe und den AOR-Rockern, welche mehrheitlich als Filler wahrgenommen wurden. Umso erstaunlicher ist es wie konsequent UNISONIC auf dem Nachfolger die Fan-Vorlieben berücksichtigen. Scheinbar hat selbst Chef-Zweifler Michael Kiske bei den zahlreichen gut besuchten und spaßigen Live-Shows seine Scheu vor dem heutigen Metal-Publikum überwunden. Gesanglich merkt man dem Norddeutschen zudem an, dass er sich seinen 100% nahezu wieder angenähert hat. Musikalisch bewegt man sich mitnichten nur auf Helloween-Pfaden. Neben den zahlreichen 80s Hard Rock Anleihen, klingen bei Songs wie „Night Of The Long Knives“ oder „Throne Of The Dawn“ auch Reminiszenzen wie Queensryche oder poppigere Stratovarius durch. Die Produktion ist darüber hinaus hochgradig poliert und bietet allen Elementen ausreichend Platz zum scheinen. Hatte man vor ein paar Jahren noch den Eindruck würde Kiskes Goldkehle für immer in zahnlosen B-Projekten wie „Kiske & Somerville“ verschwendet werden, so kann man sich nun endlich beruhigt zurücklehnen und einer spielfreudigen Band lauschen, die dem Sänger den passenden Unterbau für sein Ausnahmetalent bietet. Willkommen zu Hause!

8,5/10

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Judas Priest – Redeemer Of Souls

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David Timsit

Label: Sony Music Entertainment
Spielzeit: 61:31

Sound-Fetischisten in Deckung! Meint man zunächst, das Intro vom Opener „Dragonaut“ hätte irgendeinen miesen Filter auf der Gitarre, so stellt man nur wenige Sekunden später fest, dass dies der tatsächliche Gitarrensound des Albums ist. Generell wummert die Produktion in den Tiefmitten, als hätte man sich Mix und Mastering gespart und das Ding direkt als Rough Mix ins Presswerk geschickt. Ebenso trüben Dynamiksprünge durch falsch eingestellte Kompressoren das Gesamtbild. Hier hat jemand offensichtlich ein Demo in ein hübsches Cover gepackt und auf die Menschheit losgelassen. Offenbar geht man bei Bands der Größenordnung Metallica oder JUDAS PRIEST davon aus, dass handwerklich nicht mehr Mühe notwendig ist und das Marketing den Rest machen soll. Musikalisch erwartet den schmerzresistenten Hörer eine Rückbesinnung auf frühe 80er Klänge. Sogar eine 70er Reminiszenzen haben es auf die Scheibe geschafft, wie bspw. das bluesige „Sword Of Damocles“. Den Spirit des jüngeren Ichs hat man über weite Strecken tatsächlich authentisch und ansprechend konserviert. Halford ist überwiegend gut bei Stimme, singt jedoch auch meist in bequemen Lagen. Vereinzelte Screams wie bei „Metalizer“ zu hören, wirken arg künstlich und zurückgenommen. Klanglich ist dieser Song im übrigen die Vollkatastrophe des Albums. Da passt nichts mehr. Die Brumm-Gitarren drücken das Schlagzeug weg, schmerzen durch merkwürdigen Flanger-Einsatz in den Ohren, der wie eine vermatschte Kopie des „Turbo Lover“ Sound rüberkommt und von rechts bricht plötzlich ein zu lautes Solo aus der Membran. An Selbstzitaten spart man sowieso nicht. „Secrets Of The Dead“ ist bspw. „Touch Of Evil“ in dilettantisch. Einen kleinen Lichtblick bietet man am Ende in Form des recht flotten „Battle Cry“. Hier harmoniert das Gesamtkonstrukt deutlich besser miteinander und wirkt nicht so billig zusammengeschustert wie der Rest. Die verhallte 70er Ballade „Beginning Of The End“ könnte das Album nicht besser umschreiben. Die Ansätze wären da gewesen, leider verhindert eine unfassbar schludrige Umsetzung größeres. Schade drum.

5/10

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Danger Zone #007 – My First Metal Tape

Danger Zone 007

Die Ausgabe #007 des DANGER ZONE Podcasts ist online!

Steigt mit mir Zeitmaschine, holt euren Walkman raus und legt dieses Tape hier ein. Es ist 1991, im Radio läuft Dr. Alban und 2Unlimited und plötzlich merkst du – das geht auch geiler!

Direktlink: #007 – My First Metal Tape

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Hellride – Ausgestöpselt

Hellride

Manche Ideen sind so naheliegend, dass sie keiner umsetzt. So ziemlich jeder schwermetallische Stromgitarrenzupfer dürfte im Laufe seiner Existenz mindestens einmal darüber nachgedacht haben Metal auf Akustikgitarre zu zocken. Drei Herren namens HELLRIDE haben das einfach mal gemacht und prompt Festivals wie Ragnarök oder das Wacken Open Air gerockt.

„Man ist nie zu alt für Krach und HELLRIDE sollte auch laut gespielt werden!“ schmettert Gitarrist Kai der augenzwinkernden Eingangsfrage entgegen, ob die Reduktion der Mittel vielleicht Zeichen erster Alterserscheinungen sei. „Es ging mehr darum mal einen anderen Sound zu kreieren und zu versuchen echte Heaviness aus einer Minimal-Instrumentation herauszuholen.“ Zunächst beschränkte man sich auf das nachzocken von Klassikern, um ein Gefühl dafür zu bekommen wie die Geschichte zu Ende gedacht funktioniert. Dabei machte man bei Songs wie „United Forces“ (S.O.D., mit Unterstützung von Tankards Gerre) auch die ein oder andere schmerzhafte Erfahrung: „Das Thema Tennisarm durch Gitarre spielen hat bei uns eine ganz neue Bedeutung, har har! Die Gitarren werden komplett anders angeschlagen als eine verzerrte Klampfe. Da war tatsächlich körperliches Training angesagt. Außerdem mussten wir ein Konzept finden, wie man die Songs am besten umarrangiert und einen Beat hineinbringt.“

Keine Folk-Truppe
Den natürlichen Lebensraum der Kelly Family hat man zu Erprobungszwecken nicht genutzt und sich lieber im Studio von Gitarrist Stefan Gassner (Ex-Dreamscape) fit gemacht: „Wir haben keinen Bock auf Straßenmusik, sondern wollen wie bisher mit gepflegtem Sound in Clubs auftreten. Wir haben noch einige Pläne in der Schublade wie wir die Liveshows gestalten werden. Da wird es im Laufe der Zeit sicher noch weitere Ergänzungen geben, allerdings keine normale Rockband-Besetzung.“ Mit genau solchen wird man live aber konkurrieren müssen. Bekommt man da angesichts fetter Marshall-Wände der Kollegen nicht ein wenig Muffensausen unterzugehen? „Die Sorge hatten wir immer wieder, aber sie hat sich stets als überflüssig herausgestellt. Selbst knallharte Extrem-Metal Fans haben uns nicht mit faulen Eiern beworfen. Wir bekamen immer guten Zuspruch vom Publikum. Selbst beim Ragnarök, oder als Vorgruppe von Frei.Wild. Wir schaffen es halt anscheinend doch ein gewisses Metal-Feeling zu transportieren. Man merkt, dass wir keine Folk-Truppe sind, hehe.“ Eine reine Cover-Band ebenso wenig, wie Kai klarstellt: „Wir wollen auch beim nächsten Album beide Sachen machen. Die Mischung aus eigenen Songs und Covers zeichnet unsere Band meiner Meinung nach aus.“

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Die Verlockung der Studio-Technik
Schon so mancher Akustik-Musiker hat seine Seele im Studio verloren und sich kaputtschleifen lassen. Da scheint es gerade für eine Band, bestehend aus einem professionellen Soundtüftler, Progressive-, Heavy- und Thrash-Musikern eine besondere Herausforderung zu sein sich bewusst zurückzunehmen und die zur Verfügung stehenden Mittel nicht zu nutzen: „Tja, da muss man sich wirklich beherrschen. Unser Sänger Tommy hatte oft ein paar Samples und Keyboardtracks eingebaut, aber gerade am Anfang muss man damit vorsichtig umgehen. Es ist am besten erst mal minimalistisch und ‚back to the roots‘ zu bleiben und dann abzuwägen was man hinzunehmen kann. Die kreative Herausforderung ist es ja gerade nicht Soundwälle zu basteln, sondern alles aufs Wesentliche zurückzuschrauben.“ Da man dennoch nicht auf Effekte und Overdubs verzichten wollte, drängt sich natürlich irgendwann die Frage auf – was darf Akustik-Rock? „Eine Frage, die auch wir uns stellen und die sich noch weiterentwickeln wird. Ich möchte schon Abwechslung durch Effekte auf Gitarre, Vocals , sowie einzelne Shots von Peitschenhieben, Bombensounds oder ähnliches nutzen, um noch zusätzlichen Pep in unsere Show und die Songs reinzubringen. Eine gelegentlich verzerrte Akustikgitarre oder entsprechende Vocals können bei Akustik-Metal auch vorkommen.“ Dennoch dürfte das Soundgewand für die Gastsänger ungewöhnlich gewesen sein. Tom Angelripper ist ja bekanntlich nicht gerade der filigranste Barde unterm Himmel, was laut Kai aber kein Problem war: „Ne, Tom und Gerre hatten großen Spaß daran einmal ganz ohne Drums und Metronom aufzunehmen – sie haben es beide sehr gut hinbekommen, finden wir.“ Die Zusammenarbeit verlief zudem recht organisch: „Ich kenne beide ja schon aus den achtziger Jahren, also noch bevor ich bei Paradox eingestiegen bin. Damals habe ich bei Cronos Titan gespielt und wir waren mit Tankard häufig unterwegs, haben zudem auch mal ein, zwei Gigs mit Sodom gezockt. Im Laufe der Jahre ist man sich immer wieder mal über den Weg gelaufen.“

Hoch hinaus
Wer bereits zum Debüt einige der größten Szene-Festivals gespielt hat, solche illustren Gäste vorweisen kann und so ein gut funktionierendes Konzept in der Tasche hat, wird wohl kaum auf halbem Wege kehrt machen. Auf die Frage hin, ob die obligatorischen Welteroberungspläne denn bereits vorliegen, oder HELLRIDE trotz allem einfach nur ein spaßiges Nebenprojekt darstellen, muss Kai nicht lange überlegen: „Wir wollen definitiv das Universum erobern!“

David Timsit

„Cross Purposes“ von Black Sabbath wird 20 Jahre alt



Wer heute an die Vergangenheit der britischen Rock-Legende zurückdenkt hat unweigerlich verblichene Bilder von vier Schlaghosen-Kids aus England vor dem geistigen Auge. Als Kind der 90er kannte man diese klassischen BLACK SABBATH jedoch hauptsächlich aus Papas Plattenkiste. 1994 war Grunge das dominante Thema der Rock Musik und Ozzy Osbourne brütete gerade darüber wie er seine Solokarriere neu beleben könne, woraus ein Jahr später das zwanghafte modern wirkende „Ozzmosis“ entstand. In Birmingham hingegen setzte man nach wie vor auf die bewährte Formel der End-80er. Die Truppe rund um Tony Iommi bestand mittlerweile aus dem zurückgekehrten Ur-Mitglied Geezer Butler am Bass, sowie Tony Martin, der auf „Cross Purposes“, nach einem kurzen Intermezzo von Ronnie James Dio („Dehumanizer“), sein viertes von fünf Sabbath-Alben einsingen sollte. Diese Scheibe feiert nunmehr seinen 20. Geburtstag und ist für die heutige Generation somit auch schon ein Oldie. 1994 klang die Mischung aus Retro-Riffs, atmosphärischen Soundsphären und kernigem Gesang zwar auch nicht so frisch wie der heiße Scheiß aus Seattle, aber dennoch durchaus zeitgemäß. Man schaffte hier den Spagat alte Fans mit Reminiszenzen an klassische Trademarks zu erfreuen und gleichzeitig ein breites Publikum mit gefälligem Hard Rock der Marke Savatage (in der Zakk Stevens Variante) zu bedienen. Das reichte immerhin für Platz 32 der deutschen Media Control Charts.

Black Sabbath 1994

Im Hinblick auf das Songwriting ist „Cross Purposes“ sicherlich das stärkste 90er Werk der Briten geworden. Hymnen wie der Titeltrack, Experimente der Marke „Virtual Death“ (mit deutlichem Alice In Chains Einschlag), die Uptempo-Nummer „Immaculate Deception“ oder die schöne Ballade „Dying For Love“ sind durch die Bank hochkarätige Tracks, die unterm Strich eine stimmige und abwechslungsreiche Mischung ergeben. Für „Evil Eye“ konnte man gar inoffiziell Eddie Van Halen für das Songwriting gewinnen, welcher aus geschäftlichen Gründen jedoch nie in den Credits auftauchte.

Auch wenn die Ur-Besetzung mit „13“ gerade erfolgreicher denn je ist, lohnt sich ein Blick in die mittlere Schaffensphase der Band. „Cross Purposes“ mag heutzutage ein wenig angestaubt und cheesy klingen, gehört aber in jede gut sortierte Plattensammlung.

 David Timsit

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Tri State Corner – Historia

David Timsit

Label: Fastball
Spielzeit: 40:33

Was mit einem düsteren Black Sabbath Riff beginnt, entfaltet seine wahre Natur bereits nach 17 Sekunden. Spätestens beim Einsatz des traditionellen griechischen Instruments Bouzouki wird klar, dass das hier keine gewöhnliche Heavy Rock Scheibe ist.
Nicht nur instrumental beschreiten TRI STATE CORNER internationale Wege. Das Album behandelt textlich ein Flüchtlings-Szenario und ist als Konzeptalbum angelegt. Produziert wurde die Scheibe in den USA von Fabio Trentini. An den Drums sitzt mit Chris Efthimiadis (Ex-Rage) ebenfalls kein Unbekannter.
Das Songwriting ist durchaus als hochklassig zu bezeichnen, auch wenn die doch sehr rockige und etwas altbacken anmutende Produktion wie ein Kompromiss zwischen Folk und Hard Rock wirkt. Hier hätte man mutiger und offensiver zu Werke gehen können. Der Sound nimmt den Kompositionen den Biss, den sie von der Anlage her durchaus besitzen.
Das Album funktioniert am besten an einem Stück. Nur so erschließt sich einem die geschickte Dramaturgie des Gesamtkonzepts. Manche Songs, die ohne Kontext wie ein Füller wirken ergeben auf diese Weise wieder Sinn.
„Historia“ ist unterm Strich ein gutes Album, das geschickt eine Brücke zwischen Anspruch und Radiotauglichkeit schlägt, dem aber dennoch eine markantere Note gut getan hätte.

7/10

http://www.tristatecorner.com